Schriftliche StB-Prüfung

Gute Planung ist das A und O

Die schriftliche Steuerberaterprüfung ist „berühmt berüchtigt“ — sogar über die Branche hinaus. Doch mit langfristiger Planung und der richtigen Lerntechnik kann man auch dieser Prüfung zumindest einen Teil des Schreckens nehmen.

Für die meisten Juristen und Wirtschaftswissenschaftler sowie für einen Teil der Steuerfachangestellten und Steuerfachwirte, die in einer Steuerberatungsgesellschaft/-kanzlei, in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft oder in der Steuerabteilung eines Unternehmens arbeiten, ist es nach einigen Jahren Berufserfahrung eine Selbstverständlichkeit, die Steuerberaterprüfung „in Angriff zu nehmen“. Jeder, der sich schon einmal intensiv mit der Prüfung bzw. der Vorbereitung auf die Prüfung auseinandergesetzt hat, wird uns zustimmen, dass der Ausdruck „in Angriff nehmen“ in diesem Fall wirklich wörtlich zu nehmen ist. Der Schwierigkeitsgrad der Prüfung, die Anstrengungen der Vorbereitung und die Durchfallquoten sind gefürchtet und auch außerhalb der Branche bekannt.

Charakteristik der Steuerberaterprüfung

Bevor wir uns aber ausführlicher mit der Aufstellung eines „Schlachtplans“ beschäftigen, schauen wir uns zunächst einmal den speziellen Charakter der schriftlichen Steuerberaterprüfung an. Was ist das Besondere an der Steuerberaterprüfung?

ln der schriftlichen Steuerberaterprüfung müssen an drei Tagen jeweils sechsstündige Klausuren bearbeitet werden. Der verlangte Umfang ist gewaltig. Themen sind die Ertragsteuerarten, Bilanzierung, Umsatzsteuer, Bewertungsrecht, Erbschaftsteuer und Verfahrensrecht (die konkreten Anforderungen ergeben sich nach § 37 Abs. 3 StBerG). Je nach Steuerart oder Thema sind mehrere kleinere Fälle oder ein größerer Fall zu bearbeiten. Gefragt wird nach konkreten Ergebnissen (z.  B. „Ermitteln Sie das zu versteuernde Einkommen!“) oder nur nach einer allgemeinen Einschätzung der rechtlichen Lage. ln allen Fällen gibt es Punkte nicht nur für die genaue Beantwortung der Fragestellung, d. h. für die Ermittlung des zu versteuernden Einkommens im Fall von oben, sondern auch für den rechtlichen Weg von der Ausgangsfrage zum eigentlichen Ergebnis. Diese Klausurtechnik, d.  h. die Einzelschritte im Falle einer konkreten Fragestellung, muss natürlich für alle Steuerarten und Themengebiete und für verschiedene Arten von Fragestellungen erlernt werden. Hieraus wird nun Folgendes klar: Die Vorbereitung auf die schriftliche Steuerberaterprüfung besteht immer aus zwei Schritten:

  1. Erlernen aller klausurrelevanten Themen und Steuerarten. Dies kann im Selbststudium geschehen (Fernkurs, Literaturstudium), oder – noch besser – in einem Präsenzkurs, wie z. B. einem berufsbegleitenden Kurs, einem Vollzeitkurs oder auch einem Masterstudiengang. Der Vorteil des Präsenzunterrichts ist die verständliche Vermittlung des Stoffes, die Klausurorientierung, die Bearbeitung von Fällen und Fallvariationen gemeinsam mit dem Dozenten. Wichtig ist auf jeden Fall die intensive Nacharbeit des Themas, die umso zeitaufwendiger ausfällt, je geringer das Vorwissen zum Thema ist. Daher ist ein hohes Vorwissen im Vollzeitkurs so wichtig, denn es besteht hier weniger Zeit zur Nacharbeit!
  2. Mindestens genauso zeitaufwendig ist das Trainieren der Klausurtechniken für alle Themen. Wichtig zum Verständnis ist an dieser Stelle: Nur weil man ein Thema nachgearbeitet und verstanden hat, kann man noch lange keine Klausur zu diesem Thema erfolgreich schreiben. Dazu muss man ebenfalls die Klausurtechnik für dieses Thema beherrschen. Diese erwirbt man am besten im Selbststudium, d. h. durch das aktive Schreiben von Übungsklausuren. Es reicht nicht, Klausurlösungen zu lesen und nachzuarbeiten; elementar ist das aktive Schreiben von Klausuren in einem vorgegeben Zeitrahmen. Die ersten Klausuren kann man auch ein wenig länger bearbeiten, aber man sollte sich schnell an die geforderte Zeitvorgabe gewöhnen.

Ergänzt werden sollte das Klausurentraining durch ein intensives Nacharbeiten der Klausuren mit Hilfe einer ausführlichen Musterlösung und, wenn möglich, unterstützt durch eine Nachbesprechung, bei der man an einen Dozenten Fragen stellen kann, der die Fälle zudem variiert. Es ist wie im Sport: Hochsprung muss man in erster Linie praktisch üben; rein theoretisch kann man das schlecht lernen.

Die klassischen Vorbereitungswege

Schauen wir uns zunächst die beiden klassischen Vorbereitungswege an: den berufsbegleitenden Kurs und den Vollzeitkurs. Wir gehen bei diesen davon aus, dass der Kandidat nach der Ausbildung (kfm. Ausbildung, Studium) zunächst für einige Zeit in Vollzeit arbeitet und dann, frühestens nach einem Jahr Berufstätigkeit, mit der Vorbereitung beginnt. Dies war in der Vergangenheit der übliche und einzige Weg, bisweilen mit einer länger als notwendigen beruflichen Tätigkeit zwischen Ausbildung und Steuerberaterprüfung. 

Hierzu hat sich aber in den letzten Jahren eine Alternative durch das gewachsene Angebot an Masterstudiengängen entwickelt. In diesem Fall bereitet sich der Prüfling mit einem Masterstudiengang über zwei Jahre intensiv auf die Steuerberaterprüfung vor. Hierbei steht der Job nie im Mittelpunkt, denn zentral ist das Studium, also die Bearbeitung von steuerrechtlichen Sachverhalten auf der Schulbank, nicht im Büro. Da man nur 16 Wochenstunden über zwei Jahre arbeiten muss, um die Zulassung zur Prüfung zu erhalten, hat sich dies zu einer attraktiven Alternative entwickelt. Mehr dazu unten im Abschnitt „Die Vorbereitung durch ein Masterstudium”.

Kommen wir auf die klassische Vorbereitung zurück. Schritt 1 ist in erster Linie unterrichtsbasiert und mit erheblichen Nachbearbeitungszeiten im Selbststudium verbunden. Schritt 2 findet hauptsächlich im Selbststudium statt, sollte aber durch Präsenzunterricht ergänzt werden. 

Die Fülle des Prüfungsstoffes und sein mehrmaliges Wiederholen sowie das zeitintensive Klausurentraining machen für das Projekt Steuerberaterprüfung eine langfristige Planung erforderlich. Unserer Erfahrung nach fällt es den meisten Prüfungsteilnehmern schwer, sich weit über ein Jahr hinaus zu motivieren. Motivation ist aber der Motor des Lernens und der Vorbereitung.

Ein Vorbereitungszeitraum von etwas über einem Jahr dürfte somit optimal sein, wobei es sicherlich nicht schaden wird, sich bereits früher mit den Grundzügen des Prüfungsstoffes zu beschäftigen. Der Kandidat muss sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass in diesem Jahr die Vorbereitung auf das Examen absolute Priorität hat und dieses Ziel nur mit vollem Engagement erreicht werden kann.

Eine Abstimmung mit dem familiären Umfeld, das zu den festen Lernzeiten vernachlässigt werden wird, ist hierbei unerlässlich. ln der Regel wird der Kandidat auch im Vorbereitungszeitraum seinem Beruf nachgehen, sodass zunächst nur berufsbegleitend Lernkapazitäten geschaffen werden können. Auf jeden FaII sollte der Steuerberaterprüfung eine Freistellungsphase von ca. drei Monaten vorangehen, um genügend Zeit zur Verfügung zu haben, den Prüfungsstoff zu wiederholen und Klausuren zu üben. Wer keine Freistellung erhält, sollte rechtzeitig die Arbeitszeit auf maximal 40 Wochenstunden, im Idealfall an vier Tagen, reduzieren. Wer einen Vollzeitkurs als Vorbereitungsalternative wählt, wird ohnehin eine entsprechende Freistellung benötigen.

Unterstellt man eine dreimonatige Freistellung und einen Vorbereitungsbeginn im Juli des Vorjahres, dann wird der Kandidat ca. 1.700 Stunden Vorbereitungszeit zur Verfügung haben.

Diese setzt sich zusammen aus einer wöchentlichen Lernzeit außerhalb der Freistellungsphase von 20  Stunden: beispielsweise an zwei Werktagsabenden je drei Stunden, samstags acht und sonntags sechs Stunden und somit 960 Stunden. In den zwölf Wochen der Freistellungsphase werden von Montag bis Samstag 10 Stunden veranschlagt, also 60 Stunden wöchentlich, und machen in der Summe 720 weitere Stunden aus. Diese Zeiten sollten bereits vor Beginn der Vorbereitung sinnvoll in einem Jahreslernplan umgesetzt werden. Es stellen sich daher folgende Fragen:

  • Was muss dieser Jahreslernplan enthalten?
  • Welche Kurse sollten belegt werden?
  • Welcher Zeiteinsatz ist notwendig?
  • Wie viel Zeit ist zur Nacharbeit des Unterrichts und zum Klausurentraining notwendig?
  • ln welchem Zeitraum bis zur Prüfung ist dies geplant?

Bevor man nun aber einen konkreten Zeitplan für den Zeitraum von 12–18  Monaten vor der Prüfung festlegt, sollte die eigene Situation, beruflich und privat, für diesen Zeitraum vorab analysiert werden. Welche Faktoren spielen bei der konkreten Planung eine Rolle?

Kriterien der Planung

Folgende Faktoren spielen eine Rolle:

  • die finanziellen Möglichkeiten,
  • der Wohnort,
  • die private Situation,
  • die berufliche Situation,
  • die Vorbildung/vorherige Ausbildung,
  • der eigene Lerntyp.

Entscheidend sind m.  E. die Faktoren Lerntyp sowie die private und berufliche Situation. Im Idealfall wird die Vorbereitung ausschließlich an den eigenen Erfordernissen, die ungeheure Stofffülle zu erlernen und anschließend auch in Klausurlösungen umzusetzen, gewählt. Eingeschränkt wird die Wahl jedoch durch die Faktoren finanzielle Möglichkeiten und Wohnort. Verfügt man für die ideale Vorbereitung über die entsprechenden finanziellen Mittel? Gibt es überhaupt den gewünschten Vorbereitungskurs in der Nähe zum eigenen Wohnort?

Die Kosten der Vorbereitung

Die Vorbereitung auf das Steuerberaterexamen ist teuer. Diese sollte man als Investition verstehen und hier langfristig denken, und nicht wegen einiger gesparter Euro den Erfolg in der Prüfung aufs Spiel setzen. Nichtsdestotrotz müssen die finanziellen Mittel vorhanden sein. Folgende Kosten kommen auf einen Prüfungsteilnehmer zu:

  • Prüfungsgebühren (1.000 € + 200 € Zulassungsgebühren),
  • Kosten für Bücher und andere Lernmaterialien,
  • Kosten für Vorbereitungskurse,
  • bei der Vollzeitvorbereitung u.  U. Kosten für Verdienstausfall und Unterkunft.

Die vorhandenen finanziellen Mittel schränken u.  U. die Wahl der Vorbereitungsart erheblich ein. Am kostengünstigsten ist das Selbststudium mit Büchern, gefolgt von Fernkursen, der berufsbegleitenden Ausbildung und – am teuersten – die Vollzeitvorbereitung mit Verdienstausfall und Unterkunft vor Ort. Die Wahl der Vorbereitung sollte im Idealfall aber optimal auf die weiteren Faktoren abgestimmt sein und die Kosten sollten nur im Falle eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten eine Rolle spielen. Daher werden diese auch nicht weiter in der Entscheidung berücksichtigt, wobei natürlich nichts dagegen spricht, bei vergleichbaren Kursangeboten den günstigeren Vorbereitungskurs zu wählen.

Der Wohnort

Im Falle einer Vorbereitung mit Hilfe eines berufsbegleitenden Kurses schränkt der Wohnort u. U. die Möglichkeiten ein. Berufsbegleitende Kurse sind in allen Ballungszentren und nur vereinzelt in Städten unter 150.000 Einwohnern zu finden. Wer in einer Kleinstadt wohnt oder in einer sehr ländlichen Gegend und die wöchentliche Anfahrt von 1–2 Stunden scheut oder gar eine noch längere Anfahrt zum nächsten berufsbegleitenden Kurs hat, für den kommen nur Selbststudium/Fernkurs oder eine Vollzeitvorbereitung mit Unterbringung in Betracht. Vollzeitkurse gibt es in einigen kleineren Orten sowie in allen Ballungszentren, jedoch nicht in mittelgroßen Städten, in denen es noch eine berufsbegleitende Ausbildung gibt. Für die Fernkursvorbereitung bzw. die Vorbereitung im Selbststudium spielt der Wohnort selbstverständlich keine Rolle.

Die private Situation

ln welcher privaten Situation befindet sich der Prüfungskandidat während der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung? Eine erfolgreiche Vorbereitung bedeutet großen Zeiteinsatz und eine große nervliche Belastung. Beides verlangt einen verständnisvollen Partner, der auch bereit ist, durch Verzicht und eigenen Einsatz zu unterstützen.

Im Falle des Selbststudiums/Fernkurses stellt sich die Frage, ob man die Zeit und die Ruhe hat, zu Hause sehr viel zu lernen. Besonders beim Training der Übungsklausuren ist Ruhe wichtig. Ist der tägliche Trubel zu Hause doch zu groß, sollte man sich einen ruhigen Platz außerhalb der eigenen vier Wände zum Lernen suchen.

Beim berufsbegleitenden Kurs ist ebenfalls viel Selbststudium notwendig. Hinzu kommt, dass ein Kursbesuch den ganzen Samstag oder zwei Abende pro Woche in Anspruch nimmt.

Die Vollzeitausbildung verlangt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit über einen Zeitraum von 3–4 Monaten. Die Vorbereitung auf einen Vollzeitkurs lässt sich noch ganz gut zu Hause mit Partner und Kindern und deren Wunsch nach Aufmerksamkeit bewerkstelligen. Der Vollzeitkurs selbst sollte ohne Familie stattfinden. Oft finden diese Kurse daher in ländlichen Gebieten mit Unterbringung vor Ort statt. Diese Vorbereitung ist aber nur möglich, wenn Partner und/oder Kinder 3–4 Monate allein gelassen werden können.

Besteht die Möglichkeit, ausdauernd in Ruhe zu Hause über 12 Monate oder länger zu lernen? Bestehen die Möglichkeit und auch die Motivation, Partner und Familie für 3–4 Monate zu verlassen oder zumindest extrem zu vernachlässigen? Dies sind die entscheidenden Fragen, die bei der Planung der Vorbereitung gestellt werden müssen.

Die berufliche Situation

Wie hoch ist die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit? Bestehen Arbeitszeiten an einem festen Arbeitsplatz? Ist eine Freistellung im Sommer vor der Prüfung möglich?

Der Vorteil des Selbststudiums/Fernkurses ist die zeitliche und örtliche Flexibilität. Der Prüfling kann lernen, wo und wann er möchte, aber er muss auch die dafür nötige Selbstdisziplin aufbringen können.

Die berufsbegleitende Ausbildung verlangt wöchentliche Kursbesuche und – sehr wichtig – regelmäßiges, gleichmäßiges Lernen über einen Zeitraum von 12–14 Monaten.

Die Vollzeitvorbereitung verlangt wiederum einen völligen Verzicht auf berufliche Aktivitäten über einen Zeitraum von 3–4  Monaten. Darüber sollte im Voraus Klarheit bestehen und dies sollte auch wirklich durchgesetzt werden, sonst ist der Misserfolg vorprogrammiert, was im Klartext bedeutet: Verzichten Sie auf die Vollzeitausbildung, wenn Sie sich nicht vollständig aus dem Berufsleben zurückziehen können

Die Vorbildung / vorherige Ausbildung

Wer vor dem Einstieg in den Vollzeitjob schon einen Master mit Schwerpunkt Steuerrecht absolviert hat, kann je nach Intensität des Masters und Zeitpunkt des Masterendes auf einen Vorbereitungskurs in Teilen verzichten. Dies gilt aber nur für die Stoffvermittlung, ein intensives Klausurentraining muss absolviert werden, da dies in den normalen Masterprogrammen nicht integriert ist. Ausnahmen bilden hier nur Masterstudiengänge, die in Kooperation mit privaten Lehrgangsanbietern durchgeführt werden. Aber auch bei der Stoffvermittlung muss kritisch hinterfragt werden, was beim Master gelernt wurde: Ist dies ausreichend, um nach kurzer Wiederholung direkt in ein intensives Klausurentraining einzusteigen?

Das Lernen

Das Lernen verläuft individuell unterschiedlich. Es muss aber irgendwie gelingen, die gewaltige Stofffülle aufzunehmen und in Klausuren abrufen zu können. Nachfolgend werden zum Thema Lernen und Lerntechniken unterschiedliche Theorien und deren Konsequenzen für die Vorbereitung vorgestellt.

Eine Möglichkeit sich über die eigenen Vorlieben klar zu werden, ist eine Einordnung nach persönlichkeitsorientierten Lerntypen, den DiSG-Typen. DiSG ist durch Erkenntnisse und Studien der Hirnforschung wissenschaftlich bestätigt. Das DiSG-Modell basiert auf den Arbeiten des amerikanischen Psychologen William Moulton Marston, der gezeigt hat, dass die individuelle Wahrnehmung unserer Umwelt unsere Kommunikation entscheidend beeinflusst. Folgende vier Einteilungen in persönlichkeitsorientierte Lerntypen ergeben sich daraus: (D) Dominanz, (i) initiativ, (S) Stetigkeit und (G) Gewissenhaftigkeit.

Und folgende Eigenschaften werden den jeweiligen Typen zugeordnet: 

(D) direkt, ergebnisorientiert, bestimmt, willensstark, energisch
(i) extrovertiert, begeistert, optimistisch, ausgelassen, lebhaft
(S) ausgeglichen, entgegenkommend, geduldig, bescheiden, taktvoll
(G) analytisch, reserviert, präzise, zurückgezogen, systematisch

Auf das Lernverhalten wirkt sich das wie folgt aus: Menschen des D-Typs arbeiten ergebnisorientiert und bevorzugen schnelle und effiziente Lösungen. Sie benötigen i. d. R. keine Veranstaltungen mit zahlreichen Studierenden und vielen Diskussionen. Oft erarbeiten sie sich die Inhalte selbstständig, im eigenen Tempo, und benötigen nicht zwingend die Bestätigung durch Andere. Ihnen reicht ein erkennbarer roter Faden im Lernmaterial. Sie besitzen ein selbstbewusstes Auftreten und bevorzugen Lehrende, die in ihrer Karriere viel erreicht haben und einen guten Ruf besitzen. Fazit: Präsenzkurse werden nicht zwingend gesucht und besucht.

Das Lernprofil des i-Typs zeigt einen motivierten, aber unstrukturierten Lernenden, der zu Problemen mit der Komplexität und des Umfangs hinsichtlich des Lernstoffes neigt. Er benötigt daher eine gute Lernstrategie und gut strukturiertes Lernmaterial. Gerne sucht er den direkten Austausch mit Dozenten und Mitstudierenden in Präsenzveranstaltungen. Kleinere Lehrveranstaltungen, die einen Meinungsaustausch und eine Interaktion mit den Anwesenden ermöglichen, kommen ihm entgegen. Fazit: Präsenzkurse sind daher wichtig.

S-Typen suchen Struktur und Systematik. Sie bevorzugen gut strukturierte und detaillierte Lehrmaterialien und Veranstaltungen. Ihnen kommen Kurse entgegen, in denen sie zuhören können, aber wenig selbst beitragen müssen. Allzu rege und ausufernde Diskussionen lehnen sie ab, profitieren hingegen von der Kommunikation mit den anderen. Auch suchen sie Bestätigung bzw. eine ehrliche Rückmeldung über ihre Leistungen durch Dozenten. Fazit: Präsenzkurse sind ihnen sehr wichtig.

Der G-Typ ist gewissenhaft und strukturiert. Er stellt hohe Anforderungen an sich selbst und andere, mit denen er agiert und arbeitet. Die Reputation des Lehrenden ist ihm wichtig. Seine Introvertiertheit führt ihn zu Lernumgebungen, in denen er sich nicht zwingend an Diskussionen beteiligen muss, aber in denen Übungen durchgeführt werden. Er lernt in Eigeninitiative und benötigt sehr klare und definierte Zielvorgaben durch den Lehrenden, an denen er sich orientieren kann. Detaillierte und kohärente Lernmaterialien werden geschätzt, Beispiele aus der Praxis tragen in seinen Augen zur Qualität des Unterrichts bei. Fazit: Ein Präsenzkurs wird von ihm immer bevorzugt.

Kein Mensch ist zu 100 % ein bestimmter Lerntyp, sondern hat immer auch in einem geringeren Maß Anteile an den drei anderen Typen. Aber es hilft, sich über Vorlieben klar zu werden und daraus Schlussfolgerungen für die Vorbereitungsart zu ziehen.

In der Vorbereitungsphase auf die Steuerberaterprüfung muss viel Lernzeit aufgebracht werden, die eigene Konzentrationsfähigkeit wird sich entsprechend erhöhen und effektive Lernmethoden kristallisieren sich heraus. Lesen, markieren, zusammenfassen, Mindmaps und Übersichten erstellen, Kurzreferate vor Mitstudierenden halten oder auch ein gemeinsames Quiz spielen. Beispiel: Jedes Mitglied der Lerngruppe schreibt Fragen zum aktuellen Lernstoff auf Karteikarten. Die Karten, auf denen jeweils immer nur eine Frage steht, werden zugedeckt auf den Tisch gelegt. Jeder Mitspieler zieht reihum eine Karte und versucht, eine möglichst gute Antwort zu finden. Kann die Frage ohne jegliche Hilfe beantwortet werden, gibt es zwei Punkte, muss nachgeschlagen werden, nur einen. Falsche oder keine Antworten schlagen mit null Punkten zu Buche. Der Gewinner darf bestimmen, wer das nächste Treffen ausrichtet.

Die Vorbereitung durch ein Masterstudium

Die klassischen Vorbereitungswege sind anstrengend, sowohl körperlich als auch psychisch, und bergen ein erhebliches Risiko, dass es beim ersten Mal nicht klappt und man die ganze Prüfung wiederholen muss. Dies liegt in erster Linie an der immensen zeitlichen Belastung durch eine parallele Arbeitstätigkeit und der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung. Die Menge des zu erlernenden Stoffs ist gewaltig und die Zeit durch die berufliche Tätigkeit sehr eingeschränkt. Zudem ist das Klausurentraining ebenfalls sehr zeitintensiv.

Wenn man bereit ist, die berufliche Tätigkeit nicht in den Vordergrund zu stellen (und auch natürlich dementsprechend weniger zu verdienen), kann man sich auch mit einigen Masterstudiengängen über 2 oder 2,5 Jahre auf die Steuerberaterprüfung vorbereiten. Dies geht aber nur bei einigen speziellen Masterangeboten, die die für die Steuerberaterprüfung verlangten Inhalte und ein sehr ausgiebiges Klausurentraining in das Studium integriert haben. Einige Studiengänge beinhalten neben den normalen Mastermodulen einen vollständigen Vorbereitungskurs auf die Steuerberaterprüfung (meist gegen Ende des Studiums). Bei den anderen sind die für die Steuerberaterprüfung relevanten Inhalte in die Mastermodule integriert, zusätzlich werden außerhalb des Curriculums eine Vielzahl von Übungsklausuren angeboten und, je nach Studiengang, gegen Ende des Studiums nochmals die wichtigsten Inhalte wiederholt.

Dies funktioniert aber nur, wie oben schon gesagt, wenn weniger im Beruf gearbeitet wird. Je nach Konzeption des Masters sollte die berufliche Tätigkeit 2–4 Tage pro Woche umfassen, an 2–3 Tagen finden Vorlesungen und Übungen statt. Neben den für die Steuerberaterprüfung wichtigen Inhalten lernt man darüber hinaus noch etwas zur Steuergestaltung und zu für den Steuerberater wichtigen und interessanten Nebengebieten, wie internes Rechnungswesen, IT in der Steuerberatung, Finanzierung, Personal-, Handels- und Gesellschaftsrecht. Das Ganze kann man auch als eine Art Trainee-Programm betrachten. Man ist dann definitiv besser auf die Steuerberaterprüfung vorbereitet, hat aber natürlich weniger berufliche Erfahrung, da man ja nur 16–30 Stunden/Woche arbeitet (Minimum sollten immer 16 sein, da sonst die Praxiszeiten von den Kammern für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung nicht anerkannt werden).

Positiver Nebeneffekt: Wenn man es geschickt anstellt, kann man bei einigen der o. g. Studiengänge durch Erzielung der notwendigen Berufspraxis während des Masterstudiums schon zwei Jahre anstatt drei Jahre nach Bachelorende die Steuerberaterprüfung ablegen.

Andreas Wellmann

Autor:

Andreas Wellmann ist seit 1997 in der Geschäftsführung der Steuerlehrgänge Dr. Bannas. Seit 2002 ist er Gesellschafter der Steuerlehrgänge Dr. Bannas und alleiniger Geschäftsführer sowie Autor diverser betriebs- und volkswirtschaftlicher Literatur und verschiedener Aufsätze zur Steuerberaterprüfung.