Halbzeit im Steuerrecht – mein Zwischenfazit nach der schriftlichen Prüfung
Für diejenigen, die meine bisherigen Beiträge verfolgt haben, ist bekannt, dass mein Fokus in den vergangenen Monaten vollständig auf der schriftlichen Steuerberaterprüfung lag. Die drei Prüfungstage am 07., 08. und 09. Oktober liegen nun hinter mir - und in dieser Halbzeit zwischen “schriftlich” und “mündlich” möchte ich einen Einblick geben, wie ich die Vorbereitung im Rückblick bewerte und wie ich die nächsten Schritte in Richtung mündlicher Prüfung plane.
Die letzten Wochen vor dem Examen
Endspurt für die schriftlichen Steuerberaterprüfung
Wer das Steuerberaterexamen anstrebt, hört es überall: “Wunschziel 50 - 60 Punkte, Muss-Ziel 40 Punkte. Gemeint ist die Punktzahl pro Klausur (maximal 100 Punkte).”
Mit dieser Einstellung bin ich in die Prüfungen gegangen. Der Druck war entsprechend hoch - gleichzeitig empfand ich in den letzten zwei Wochen vor der Schriftlichen weniger Anspannung als erwartet. Stattdessen überwog die Vorfreude darauf, dass das monatelange Klausurenschreiben und Lernen bald ein Ende haben würde.
Nach Monaten voller Verzicht und rund 60 geschriebenen Sechs-Stunden-Klausuren wollte ich endlich alles abrufen, was ich geübt, nachgearbeitet und wiederholt hatte. Von Juli bis Oktober habe ich pro Woche drei Klausuren geschrieben - teilweise in Klausurenkursen, überwiegend jedoch in der Bibliothek der WHS in Gelsenkirchen mit den von Dr. Bannas bereitgestellten Klausuren sowie den originalen Examensklausuren. Besonders die intensive Nacharbeit der Klausuren, für mich der wichtigste Teil des Prozesses, hat einen erheblichen Zeitanteil beansprucht. Ab August befand ich mich zudem in der Freistellung und konnte mich zwei Monate vollständig auf das Examen konzentrieren.
Mein Fazit zur schriftlichen Steuerberaterprüfung 2025
Insgesamt fühlte ich mich wirklich gut vorbereitet. Sogar so weit, dass ich in der letzten Woche “nur” meine roten Backsteine durchgeblättert habe und mir meine Markierungen angeschaut habe. Die Nervosität und der Druck waren an den Prüfungstagen natürlich nochmal auf einem anderen Niveau, als bei den Probeklausuren und ich war persönlich auch echt erschöpft nach den einzelnen Klausuren, aber nun bin ich froh, dass der Teil - hoffentlich mit einem positiven Ende - hinter mir liegt. Und am Ende zählt ohnehin nur das Bestehen - egal wie. Die drei Prüfungstage waren aus meiner Sicht anspruchsvoll, aber “fair”:
USt, ErbSt/SchenkSt, AO
Schriftliche Steuerberaterprüfung Tag 1
Dankbar aufgebaut. Ich konnte mich gut durch die Struktur arbeiten und hatte das Gefühl, die wesentlichen Fallstricke erkannt zu haben. AO natürlich ein riesen Sachverhalt - idealerweise - überwiegend Einspruchsverfahren & Korrekturvorschriften. ErbSt ging es um einen unbeschränkt stpfl. Erwerb von Todes wegen und entsprechenden Bewertungen. Und USt, wie aus zahlreichen Übungsklausuren bekannt, extrem vollgepackt und ein extremer Zeitfresser aber insgesamt größtenteils mit lösbaren Themen.
Ertragsteuerrecht
Schriftliche Steuerberaterprüfung Tag 2
Die Themen waren massiv und den extremen Zeitdruck, den man normalerweise an Tag 1 erwartet, hatte ich vermehrt an diesem Tag gespürt - von § 1a KStG, Umwandlungsfälle bis ins internationale Steuerrecht (DBA DE-Polen) und § 15a EStG war alles vertreten. Aber das tiefe Einarbeiten in den Klausurenkursen, einige Fahnenketten von Dozenten und gute Hinweisen über die Vorbereitungszeit hinweg, waren hier der Lebensretter.
Bilanzsteuerrecht
Schriftliche Steuerberaterprüfung Tag 3
Klassischer “Tag 3” - viel Schema, viel Methodik, viel Zeitdruck. Am Anfang m. E. mit einem gewöhnungsbedürftigen Fall begonnen (das gute Grundstück mit Tonvorkommen ;) ), der einem erst einmal ins Schwitzen brachte, aber man insgesamt gut zu Recht kam, wenn man viele Klausuren geschrieben hat.
Zwischen Schriftlicher & Mündlicher Prüfung
Arbeiten, Atmen und Vorbereiten
Nach der Prüfung ging es für mich zurück in den Kanzleialltag. Das Liegengebliebene aufzuholen war die erste Aufgabe - und tat ehrlicherweise gut. Ein paar Wochen Normalität nach dieser Vorbereitungsphase fühlen sich fast wie Urlaub an.
Den restlichen Oktober hatte ich ausschließlich gearbeitet und mich damit beschäftigt, meine Vorbereitung auf die mündliche Prüfung zu planen, die insgesamt nochmal ganz andere Schwerpunkte verlangt als die Schriftliche.
Der Termin wird bei mir (NRW) im Februar bis Anfang April liegen. Ob ich ein Teil davon sein werde, weiß ich allerdings erst, wenn ich die Ergebnisse der schriftlichen Prüfung erhalten habe. Diese kommen allerdings in NRW (Bundesland abhängig) erst Mitte Januar.
Um diese Zeit bestmöglich zu nutzen, hatte ich mir folgendes überlegt:
- Teilnahme an Vorbereitungskursen für die Mündliche Prüfung (von Dr. Bannas) sowie Prüfungssimulationen
- Übung von Kurzvorträgen mit meinen Kommilitonen aus dem Master
- Analyse laufender Gesetzgebung
- Prüfungsprotokolle der Vorjahre durchschauen
- BFH-Urteile, BMF-Schreiben, aktuelle Entwicklungen laufend verfolgen
Deshalb heißt es jetzt für mich und meinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen zweieinhalb Monate, nochmal alles rausholen. Und spätestens, wenn der Brief im Januar kommt - hoffentlich mit einem “bestanden” - wird die Motivation noch einmal ganz neue Formen annehmen.
Viele Grüße
Jerome
Über den Autor

Jerome Glittenberg
Seit dem Sommersemester 2023 ist er im Master Taxation an der Westfälischen Hochschule (in Kooperation mit Dr. Bannas). Seine Masterarbeit hat er im Wintersemester 2024/25 abgeschlossen und im Oktober 2025 an der schriftlichen Steuerberaterprüfung teilgenommen. Jetzt läuft die Vorbereitung auf die mündliche Steuerberaterprüfung 2026.